Glaubenssätze – einfach erklärt
In diesem Artikel möchte ich dir erklären, was Glaubenssätze genau sind und dir eine mögliche Hilfestellung dafür geben, diese auch wieder loszuwerden.
„Ich bin gerade so gut genug.“
„Das, was ich mache, ist nie gut genug.“
Solche Sätze gehen dir immer wieder durch den Kopf? Sätze, die dich und deine Handlungen gering schätzen, die dir vielleicht bis dato noch gar nicht bewusst waren, aber deine ständigen Begleiter geworden sind? Sätze, die vielleicht an deinem Selbstwert nagen und Gedanken, die dir nicht den Respekt gebühren, der dir zusteht – weg damit, die brauchst du nicht mehr!
So oder so ähnliche Sätze (mehr Beispiele s. unten) nennen wir „Glaubenssätze“. Um es einmal einfach auszudrücken:
Das sind Sätze, die sich in uns manifestiert haben und nach denen wir unser Denken und Handeln ausrichten. Diese Sätze trägt jede/r in sich und das ist auch gut so. Meistens zumindest. Glaubenssätze formen sich durch Erfahrungen und die Umwelt schon von Klein auf.
Woher kommen Glaubenssätze genau?
In den ersten Lebensjahren (und auch später) lernen wir wahnsinnig viele Dinge – sprechen, laufen, lesen, schreiben,… Je öfter wir etwas machen, desto selbstverständlicher wird es. Es geht aber auch um unsere Einstellung zu den Dingen: was halten wir von Beziehungen, Politik oder Arbeit.
Die Erfahrungen, die wir machen, zeigen uns, wie wir uns am besten in welchen Situationen verhalten können. Unser Umfeld zeigt uns, wie wir über gewisse Dinge denken soll(t)en. Da es uns ziemlich anstrengen würde, uns jeden Tag zu überlegen, wie man spricht, läuft, liest, etc. machen wir das irgendwann automatisch.
Wir beginnen aber auch, eine Art „Archiv“ zu erstellen, auf das wir jederzeit zugreifen können, um in ähnlichen Situationen unser Wissen abrufen und entsprechend agieren zu können. Das macht eine Weiterentwicklung persönlicher Fähigkeiten und ein richtiges Verhalten auch in komplexeren Situationen möglich.
Wo liegt das Problem mit den Glaubenssätzen?
Glaubenssätze helfen, die Welt und dich selbst zu verstehen und einordnen zu können. Wie bei vielem gilt jedoch: die Dosis macht die Wirkung – zu viel ist ungesund.
Ein Beispiel: wenn du als Kind oft gehört hast:
„Du bist sehr mutig.“
– dann hast du das wahrscheinlich auch geglaubt und wenig hinterfragt. Wenn dieser Satz sich dann bei dir besonders „eingebrannt“ hat, wird er zu einem positiven Glaubenssatz!
„Es ist also nicht immer jeder Glaubenssatz schlecht – das vergessen wir manchmal.“
Du glaubst fest daran, mutig zu sein, erreichst außerordentliche Dinge und bist motiviert. Tolle Sache!
Jetzt kann das aber auch ganz schön schief gehen. Zum Beispiel, wenn dir früher gesagt wurde:
„Du bist ein Angsthase“.
Dann wirst du vermutlich schnell einen Rückzieher machen – egal bei was. Aber nicht nur das: daraus können auch noch andere Sätze entstehen, wie „das kann ich sowieso nicht“ oder „andere können das viel besser“. Und da haben wir den Salat… oder die negativen Glaubenssätze! Diese Sätze prägen dich dann ebenfalls.
Beispiele für negative Glaubenssätze:
- Ich bin wertlos
- Ich kann nichts
- Ich habe nie Glück
- Andere sind besser als ich
- Mir gelingt nichts
- Wer wagt gewinnt
- Wer hoch hinaus will, kann tief fallen
- Wenn ich es nicht selbst mache, passiert nichts.
- Ich muss mehr geben, um geliebt/ anerkannt/… zu werden.
Schau doch einmal, welcher Satz dir besonders bekannt vorkommt oder denke einmal darüber nach, welche Sätze sich bei dir eingeschlichen haben.
Das verflixte an der Geschichte: wir denken und handeln nach diesen Sätzen, ohne zu hinterfragen, ob sie noch aktuell sind oder überhaupt je gestimmt haben. Mag sein, dass sie früher einmal richtig waren – doch jetzt hindern sie vielleicht mehr, als sie helfen. Frage dich doch einmal:
- Welche Emotionen verbinde ich mit dem Glaubenssatz XY?
- Gehören diese Emotionen einer vergangenen Situation an? Wann war ich wirklich deswegen ängstlich/ schüchtern/ wütend/…?
- Passen diese Gefühle und Handlungen noch zu heutigen Situationen (und wenn ja, in welchem Ausmaß)?
- Was ist gut/ schlecht an dem Glaubenssatz?
- Was davon möchte ich behalten? Was ändern?
Du wirst sehen: wenn du einen Glaubenssatz einmal erkannt hast, wird er dir immer wieder in den unterschiedlichsten Formen begegnen.
Das tolle: einmal den unbeliebten Glaubenssatz gefunden, wird ihm oft allein mit der Entdeckung und Bewusstwerdung der Wind aus den Segeln genommen!
Es gibt verschiedene Wege, um Glaubenssätze aufzulösen – gerade die besonders hartnäckigen verschwinden leider nicht einfach so. Schließlich hat man sie ja oft jahrelang gehegt und gepflegt.
Wie du Glaubenssätze auflösen kannst:
- Schreibe den negativen Glaubenssatz auf.
- Stelle dir die obigen Fragen zum Glaubenssatz und schreibe sie dazu.
- Finde einen neuen, positiven Satz, der den alten ersetzt.
Also statt „ich bin ängstlich“ zBsp.: „ich bin vorsichtig, bevor ich etwas tue“ - Lies dir in regelmäßigen Abständen durch, was du geschrieben hast, ergänze, erneuere,… Bis du nicht mehr daran glaubst!
Warum das Lösen von Glaubenssätzen wichtig ist?
Glaubenssätze führen dazu, dass du dich in alten Denk- und Verhaltensmustern verstrickst, die nicht mehr aktuell auf dein Leben passen. Dadurch kann es passieren, dass du Ziele nicht erreichst, die du dir aus tiefstem Herzen wünschst, dir selbst im Weg stehst, obwohl es manchmal so einfach wäre.
Durch das Finden und Lösen der Sätze wird nicht nur dein blinder Fleck kleiner, sondern du findest auch mehr zu der Kraft, die in dir steckt!
Hinweis: Bei manchen Glaubenssätzen kann es sein, dass diese so massiv sind, dass es dazu mehr als diese kleine Übung braucht – dafür sind dann Berater/-innen oder Therapeut/-innen gefragt. Gehe bitte achtsam mit dir um und wende dich bei Bedarf an professionelle Unterstützung.
Empfehlung für Übungen und mehr Informationen: Truchseß, Nicole (2018): Glaubenssätzen auf der Spur. Wie Sie Ihr Leben selbst steuern, statt Hirngespenstern zu folgen. Offenbach: Gabal Verlag GmbH
Beispiele aus: Arbeitsblätter zu Glaubenssätzen von Gabriele Reis (dipl. Lebens-und Sozialberaterin, Trainerin)